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Erst zehn Jahre sind sie alt. Zu Hause hatte ich
meine Wanderschuhe/ Trekkingschuhe noch einmal kontrolliert, geputzt
und frisch imprägniert. Am Jökulsarlon zeigten sich beim
Absatz leichte Ablösungs-Erscheinungen, aber nichts tragisches.
Gestern an den Lakikratern war dann beim ersten Aufstieg ein schlurfendes
Geräusch zu vernehmen. Die eine Sohle hing fast lose herunter...
Von da an rastete ich mehr und wanderte weniger. Die Sohle fiel kurze
Zeit später ganz ab.
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Vorzeitig bin ich zum Bus zurück geschlurft
und teilte dem Busfahrer den Grund für mein vorzeitiges Auftauchen
mit. Er meinte "Hmm, der nächste Schuhladen ist bei Höfn,
rund 200 Kilometer östlich..." - "... oder
fast genau so weit westlich liegt Reykjavik. Dort gäbe es die
ganze Auswahl." entgegnete ich. "Welche Schuhnummer haben
Sie?" fragte er mich. "43" meinte ich. "Ich habe
noch Ersatzschuhe dabei." sagte er, "probieren sie mal meine."
Er zog seine Schuhe aus und ich probierte sie an. Sie passten. Und
so lieh mir der Busfahrer seine Schuhe für den Rest vom Tag.
- Typisch Island! Wer leiht schon jemand anderem einfach seine Schuhe?
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Ich war dankbar für die Leihgabe. Ich hätte
von den Lakikratern nicht die Hälfte gesehen. - Bei der
Rückfahrt machte ich mir dann Gedanken. Halbschuhe hatte ich
noch dabei, jedoch logischerweise keine Ersatz-Wanderschuhe. Aber
für scharfkantige Lava, Sand, Lehm, Bäche, Kieshänge
und rutschigen Fels war die ziemlich glatte Sohle der Halbschuhe ungeeignet
und auch gefährlich. Liese sich der Kauf hinaus zögern?
Ja, wenn ich nur kaum einen Schritt vom Auto weg machen würde...
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Tatsache war: wollte ich in den nächsten zwei
Wochen etwas erleben, brauchte ich wieder gute Schuhe. Warten würde
nichts bringen. In Vik gäbe es vielleicht einen Laden, aber mit
grosser Wahrscheinlichkeit in Selfoss. Sonst eben fünfzig Kilometer
weiter in Reykjavik. Bis Selfoss wären es rund 200 Kilometer
und so machte ich mich bereits am Abend in aller Ruhe auf den Weg.
Eine schöne Abendsonne erwartete mich im Myrdalssandur. In Vik
gab es nichts und in Hvollsvellur und Hella genauso wenig. Kurz vor
Mitternacht war ich in Selfoss angelangt und erblickte an der Hauptstrasse
gleich ein Sportgeschäft!
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Islands Geschäfte öffnen spät, so
gut wie nie vor zehn Uhr. Also erst einmal ausgeschlafen. Dann ins
Sportgeschäft spaziert. Die Verkäuferin meinte: "Ja,
Trekkingschuhe haben wir. Sehen sie hier." Tatsächlich,
es gab fünf Modelle in Leder und fünf Modelle in Gore-Tex.
Alle vom gleichen Hersteller 'Viking'. Noch nie gehört. Ich probierte
an und die Schuhe machten einen solide verarbeiteten Eindruck. Der
Preis für einen guten Wanderschuh lag im Bereich wie bei uns
zu Hause: rund CHF 250 bis 350 (EUR 180 - 260). Weiter
anprobiert und dann gekauft!
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Natürlich machte ich in Selfoss gleich noch
weitere Besorgungen. Zudem war Freitag und das Wochenende nahte. Bei
Margrit habe ich dann noch 'Grüezi' gesagt. "Was machst
Du denn schon in Selfoss?" fragte sie. "Schuhe kaufen, was
sonst?" erwiderte ich zwinkernd. - Eigentlich wollte ich
die alten Schuhe feierlich in Vik entsorgen, doch Margrit meinte:
"Was willst Du denn noch damit? Lass sie hier, ich entsorge sie
hier." Und damit hatte sie ja recht. Somit verblieben meine 'Islandschuhe'
in Selfoss. Vielen Dank Margrit!
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Und dann ging die Fahrt genau so gemächlich
wieder ostwärts. Nicht ganz bis zum Ausgangspunkt, sondern schon
zum Startort für die nächste Etappe von morgen. Und die
staubenden Ascheschichten des Eyjafjallajökull (sprich: Ehja-Fjattla-Jökuddl)
querte ich dabei auch gleich zweimal. Aber das ist dann eine spätere
Geschichte.
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Ah ja: und so sehen sie nun aus, meine neuen Schuhe.
Nichts besonderes, auch nicht in einer Lieblingsfarbe, aber enorm praktisch.
Erste Asche- und Staubreste haften inzwischen daran. Und vor allem
haben sie mir schon in den nächsten Tagen grosse Dienste erwiesen.
Der Entscheid, den 'Ausflug' zu fahren, war definitiv richtig. 'Ab
vom Schuss' ist eine voll funktionsfähige Ausrüstung absolut
wichtig.
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Weiter geht die Reise durch den grünen Streifen an der Südküste
Islands.
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