14. Juli

( verfasst um 23:30 in Egilsstadir, Island )
Details auf der Ostisland-Karte

 

 
 
 
 
 
 

Der letzte Islandtag

Es ist der letzte volle Tag auf Island. Mich zieht es nochmals hinaus. Früher war ich jeweils viel zu früh am Fähranleger in Seydisfjördur. Diesmal sicher nicht. Mich ruft die Weite und die kleinen Dinge am Wegesrand. Wollgras.

 
 
 
 

Es ist gerade die Schwierigkeit, die Anstrengung und die Zeit welche es kostet. Das macht für mich Island aus. Wenig wird geschenkt und kein Tag ist in seinem Geschehen voraussehbar. Auch der Heutige nicht.

 
 
 
 

Es ist schwierig mich zu trennen. Auch wenn der Bus schon lange Schatten wirft. Mich hält es hier. Da nützen noch so viele Fotos nichts. Das ist das echte Island, ein Land das mich in seiner Art geprägt und auch verändert hat. Deshalb zieht es mich wieder hierher.

 
 
 
 

Es ist wie verflixt. Will ich nun den letzten Streckenabschnitt unter die Räder nehmen? Ich halte wieder an, ein Dutzend Mal oder auch mehr. Und kaum ein Stück weiter stoppe ich erneut, hänge am Fenster. Gucke, schaue, geniesse, staune.

 
 
 
 

Es ist, als ob es mich nicht gehen lassen will, das diesjährige Island. Und obwohl überall schon Wolken hängen, reisst diese Bucht auf und taucht Teile in ein farbiges Licht. Ein fulminanter Abschluss um den ich nicht gebeten habe, der das Wegfahren nur schwieriger macht.

 
 
 
 

Es ist diese Natur, die mich in den Bann zieht und die Weite, welche mich nicht gehen lässt. Ja, ich habe mir dieses Mal schon fast jeden fotografischen Traum erfüllt. Und dennoch kann ich es nicht lassen. Zwei oder drei Stunden sind wieder um. Zu Hause werde ich das echte Island nicht mehr haben. Es gibt keine verlorene Zeit - es gibt auch keine gewonnene Zeit. Zeit hat hier eine andere Dimension, eine natürliche.

 
 
 
 

Es ist bestimmt diese Weite. In Seydisjfördur stehen sicher 18 Stunden vor der Abfahrt die Hälfte der Passagiere bereits halbwegs bereit. Viel zu früh, wie ich früher. Ich bin noch unterwegs und werde wahrscheinlich als allerletzter auf die Fähre rollen. Ich weiss auch wieso.

 
 
 
 


Vielleicht ist dies die letzte Islandreise. Nein, ich habe längst noch nicht genug.
Aber man weiss nie. Dinge ändern schnell. Ich komme wieder. Irgendwann, irgendwie...