Leben auf dem Dorfplatz

( Oder finde mindestens 7 Unterschiede zur der Lebensweise in nördlicheren Breitengraden )

 

Ausgangslage: Der Dorfplatz wird von vier Häuserfronten umgeben, wobei zwei Häuser gerade renoviert werden. In der Mitte befindet sich ein Kreisverkehr, worauf leichter bis mittlerer Verkehr herrscht. Zwei Strassencafés säumen den Platz.

 

Ich nehme in einem Café platz und warte erst einmal. Üblicherweise erscheint die Bedienung frühestens nach fünf, spätestens nach fünfzehn Minuten. Wer es eilig hat, geht an den Tresen. Ich habe Zeit. Und siehe da, nach zehn Minuten wird bereits die Bestellung aufgenommen: einen Cappuccino bitte! (was denn sonst?) *grins*

   

Auf der anderen Seite des Kreisels haben sich zwei Carabinieri samt schwarzem Polizeifahrzeug eingerichtet. Gross steht am Heck des Autos die Telefonnummer 112. Sie sprechen mit einem Motorroller-Fahrer. Es scheint aber nicht um eine Busse zu gehen, eher normaler Small-Talk.

Oh, mein Kaffee kommt schon, und erst noch Kekse dazu. Lecker! So ich bin bereit, das Theater kann losgehen.

 
 
 
 

Diverse Motorrollerfahrer queren den Platz. Auffallend: alle haben einen Helm auf. Bei den meisten baumelt der Kinnriemen lose herunter. Helm aufsetzen als kleiner Tribut an die Carabinieri? Aber die halten sowieso niemanden an. Zudem scheint die Helmpflicht nur für die Fahrer der Roller zu gelten. Beifahrer tragen nie einen...

Auf der anderen Platzseite wird ein Kleinbagger auf einen noch kleineren Lastwagen verladen. Hat der wohl Platz auf der Ladefläche? Nach dem Hinauffahren steht hinten erstaunlicherweise nur die Baggerschaufel über. Der Lastwagen geht leicht in die Knie... Alles nicht so schlimm: das Verladegestell wird auch noch daraufgepackt und dieses guckt nochmal 2 Meter hinten heraus.

   

Oh! Eine Ambulanz kommt. Mit Blaulicht aber ohne Horn. Als sie auf den Kreisel einmündet, wird zweimal den Polizisten zugehupt *tüüütüüüt*. Der Fahrer zeigt in die eine Gasse und dann fragend in die andere Strasse. Der Carabinieri zeigt gerade aus. Der Ambulanzfahrer nickt dankend und schon rollt der Krankenwagen gerade aus weiter.

Inzwischen ist es halb fünf Uhr nachmittags. Eine Frau mit Kind kommt und schliesst den Souvenierladen an der Ecke auf. Ladenöffnung! Ratternd fährt der Rolladen hoch.

 
 
 
 

Ein Motorroller mit Beifahrerin fährt bestimmt schon zum vierten Mal über den Kreisel. *brummmmm* Jedesmal aus einer anderen Richtung.

Die Carabinieri haben Besuch bekommen. Von einem Hund! Das ist soweit nichts besonderes. Freilaufende Hunde gibt es jede Menge. Gemächlich schlendert er über die Strasse. Die Autos halten. Gehupt wird nicht. Jeder weiss, dass der Hund dadurch nicht schneller geht. Drüben angekommen nimmt er zu Füssen der Polizisten Platz, keine 50 Zentimeter vom brausenden Verkehr entfernt. Er macht keinen Mucks. Er kennt den Verkehr und ist ruhig wie ein Polizeihund. Auch den Carabinieri macht der Besuch nichts aus.

Ein an der Front völlig demolierter Fiat rattert vorbei. Die Kunststoff-Stossstange ist mit einer Schnur behelfsmässig gesichert. Das eine Licht beleuchtet wohl mehr die Sterne als die Strasse?

Ein orangefarbener öffentlicher Bus saust heran und hupt zweimal. - 'Achtung ich komme!', heisst das frei übersetzt. Um die beiden Polizisten herum ist er dann etwas langsamer. Nicht wegen den Carabinieri, die Fahrgäste haben Mühe sich festzuhalten. Zudem geht ihnen die Fahrt viel zu schnell. Man sieht ja nichts so!

   

Der Hund bei den Carabinieri ist aufgestanden und trottet quer über den Kreisel weiter zu seinem nächsten Ziel. Wohin wohl?

Ich möchte zahlen. - Keine Bedienung in Sicht...

Oben am Gerüst rattert es. Da scheint wirklich jemand an den Häuserfassaden zu arbeiten? Tatsächlich, da wird Stukkatur repariert. Das ist sogar durch die grünen Netzabdeckungen zu sehen.

 
 
 
 

Ich gehe an den Tresen zahlen. Die Quittung stecke ich wie immer ein. Es könnt ja eine Finanzkontrolle auftauchen? Kassenzettel sind Pflicht, aber ich bin noch nie kontrolliert worden. Am Abend ist dann wieder Quittungsentleerung am Abfalleimer...